Programm – China-Institut Frankfurt

China in Xi Jinpings neuer Ära

Eine Vortragsreihe des China-Insituts an der Universität Frankfurt 2023

Mit der Machtübernahme Xi Jinpings in China vor zehn Jahren leitete die Kommunistische Partei Chinas eine grundlegende Transformation des chinesischen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Systems ein. In der Zwischenzeit spüren nicht nur Millionen von Chinesen jeden Tag die damit einhergehenden Veränderungen, sondern auch die Welt kann nicht länger die Augen vor den Entwicklungen verschließen. Der Umgang der chinesischen Autoritäten mit den Uiguren in Xinjiang hat in den letzten Jahren die besondere Aufmerksamkeit der westlichen - und auch deutschen – Öffentlichkeit erregt. Andere Entwicklungen verlaufen weniger sichtbar, haben aber potentiell vergleichbare Auswirkungen. Besonderes Augenmerk verdienen die selbstverstärkenden Dynamiken, die die Transformationen entfalten, und die zur völligen Umgestaltung vieler Bereiche des politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in China führen. Während die Vorstellung einer neuen Ära in der Kommunistischen Partei immer wieder einmal erwähnt wurde, gab es bis dato keinen Führer der Partei, der das Konzept so weitgehend wie Xi Jinping mit der eigenen Person in Verbindung brachte. China in Xi Jinpings neuer Ära stellt somit nicht nur eine Herausforderung für die globalisierte Welt dar, sondern hat auch das Potential zu einer vollständigen Veränderung des China-Bildes in Deutschland und im Westen insgesamt beizutragen. All diese Aspekte verdienen eine intensive Auseinandersetzung und wissenschaftliche Begleitung. Das gilt nicht zuletzt deshalb, da die Vorstellung der chinesischen Bedrohung, so berechtigt sie teilweise auch ist, die Gefahr in sich trägt, zu unüberlegten und inakzeptablen Verallgemeinerungen zu gelangen, die das Verständnis eher erschweren denn erleichtern. Auch heute noch ist China nicht identisch mit der Chinesischen Kommunistischen Partei und selbst wenn der Raum für zivilgesellschaftliche Aktivitäten zunehmend kleiner wird, gilt es dennoch die Entwicklungen der chinesischen Gesellschaft aufmerksam zu verfolgen, die sich der Kontrolle der Partei entziehen (wie z.B. demographische Entwicklung, die inzwischen beinahe als Fortpflanzungsverweigerung erscheint). Die vom China-Institut organisierte Vortragsreihe, die sich über mehrere Semester erstrecken wird, wird einerseits das Ausmaß der Veränderungen erfassen, andererseits aber auch neue Perspektiven auf Anpassungen unseres eigenen Umgangs mit China eröffnen. Dazu lädt das China-Institut regelmäßig hochqualifizierte Vortragende ein, deren Blick auf die Ereignisse uns dabei helfen wird, unseren Umgang mit der chinesischen Regierung und unsere Interaktionen mit der chinesischen Gesellschaft informiert zu gestalten und zu entwickeln.
 
May

Richard Wilhelm und der Kultur- und Wissenschaftsaustausch mit China in Vergangenheit und Gegenwart

Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend, Casino, Raum Cas. 1.811
4. May 2023 | Thursday | Zeit: 06:00 pm

Auf einen Vortrag von Prof. Dr. Hans van Ess (LMU München) folgt eine Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Dorothea Wippermann (Goehte-Universität, Herausgeberin der neuen Wilhelmschen Übersetzungsausgabe), Prof. Dr. Michael Lackner (Universität Erlangen-Nürnberg) und Prof. Dr. Juliane Noth (Freie Universität Berlin), moderiert von Prof. Dr. Zhiyi Yang (Goethe-Universität Frankfurt)

Am 10. Mai 2023 jährt sich der Geburtstag des Gründers der Frankfurter Sinologie und des China-Instituts Richard Wilhelm (1873-1930) zum 150. Mal – Anlass, an seine Rolle als Protagonist des deutsch-chinesischen Kultur- und Wissenschaftsaustauschs im frühen 20. Jahrhunderts zu erinnern und die Bedeutung seiner Konzepte für die heutige Zeit zu reflektieren. Nicht nur über China, sondern auch mit China zu forschen, war seine gelebte Maxime – die heute hochaktuell und besonders herausfordernd erscheint.

Fragen, nach dem chinesischen Selbstverständnis und dem Umgang mit dem kulturellen Erbe in der modernen Zeit, die Wilhelm sehr bewegt haben, sind auch heute noch relevant. Seine Übersetzungen chinesischer Klassiker erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit und werden sogar ins Chinesische zurückübersetzt. Wilhelms Engagement für die Vermittlung von Wissen über China im Westen und seine Förderung des persönlichen Austauschs zwischen Menschen aus China und Deutschland sind unvergessen und machen ihn zu einer heute gerade in China hochgeachteten Persönlichkeit.

100 Jahre nach der Entstehung (1923) wird nun ein bisher unveröffentlichtes Manuskript herausgegeben und auf dieser Veranstaltung vorgestellt: klassische chinesische Lyrik aus der Tang-Zeit von Wilhelm übersetzt und mit chinesischen Bildern illustriert.

Was sagen uns Wilhelms Übersetzungen von kanonisierten Gedichten heute? Hilft uns das Beispiel Richard Wilhelms bei der Definition und Neurorientierung der kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und China?

Auf diese und andere Fragen geht ein Vortrag von  Prof. Dr. Hans an Ess (LMU München, bis 1.3. Präsident der Max Weber Stiftung) ein, und sie werden anschließend bei einer Podiumdiskussion thematisiert.

 

Zeit: Donnerstag, 04.05.2023 18:00 Uhr
Ort: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend, Casino, Raum Cas. 1.811
Anmeldung: schoenebeck@em.uni-frankfurt.de

Flyer