1. July 2024 | Monday | Zeit: 18:00
Prof. Dr. Maximilian Mayer (Universität Bonn) wird zum Thema „Globales China? Neue Ansätze zur Erforschung der globalen chinesischen Präsenzen im Lichte postwestlicher Wissensproduktion“ vortragen.
Was ist mit „Global China“ gemeint? Es handelt sich um eine neue theoretische und analytische Ansätze, um chinesische Präsenzen weltweit zu untersuchen. Diese Perspektive fordert eine Neubewertung von Normen, Praktiken und Erkenntnissen und stellt etablierte Paradigmen in Frage. Als Teil der epistemischen Dekolonisierung sowie postkolonialer Umorientierungen ist „Global China“ ein zentraler Ort für normative Diskussionen, in denen die Provinzialisierung Europas und die Kontestation amerikanische Hegemonie diskutiert werden. China-Forschende sehen sich heute in der Tat mehr mit einer Politisierung ihrer Forschung konfrontiert, da von kognitiven Dissonanzen, Agenda-getriebenen Interpretationen, „Othering“ und binären Denkweisen geprägt sind. Weder die Linse des Kalten Krieges, noch die demokratisch-autoritäre Dualität sind hinreichend, um Chinas Rolle in den Weltordnungsveränderungen zu verstehen, wie es „Global China“ nahelegt. Gleichzeitig warnt diese Perspektive davor, das Phänomen des Globalen Chinas zu verwenden, um die Agenda der Volksrepublik China zu legitimieren oder zu verklären. „Global China“ ist damit ein epistemisches Herausforderung, das die westliche Vorherrschaft in wirtschaftlichen Angelegenheiten ebenso wie in der Wissensproduktion in Frage stellt ohne eine kritische Sicht auf Chinas globale Aktivitäten zu verlieren. Es geht um konkurrierende geopolitische Erzählungen der globalen Geschichte, Vorstellungen zukünftiger technologischer Verbindungen und alternative Interpretationen universeller Werte und Begriffe – die allerdings dynamisch bleiben und leicht von politischen Interessen vereinnahmt werden können, um hegemoniale Agenden zu legitimieren. Die Instrumentalisierung von Begriffen wie Anti-Kolonialismus und Neo-Kolonialismus durch verschiedene Akteure ist ein aussagekräftiges Beispiel dafür. In Bezug auf das Routledge Handbook on Global China werden drei epistemische Verpflichtungen für die Erforschung des Globalen Chinas vorgeschlagen: die Förderung verschiedener Standpunkte anstelle von binären und reduktionistischen Ansätzen, die Annahme nuancierter und historischer Analyseperspektiven auf Chinas transnationale Verflechtungen sowie nicht-deterministische Forschungsdesigns in Bezug auf Chinas Zukunft.
Dr. Maximilian Mayer ist Junior-Professor für Internationale Beziehungen und globale Technologiepolitik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Zuvor arbeitete er an der University of Nottingham Ningbo China, der Technischen Universität München, der Tongji University in Shanghai und am Center for Global Studies der Universität Bonn. Seine Forschungsinteressen umfassen Infrastrukturen und Technologie in der internationalen Politik sowie Chinas Technologie-, Außen- und Energiepolitik. Maximilian leitet die Nachwuchsforschungsgruppe „Infrastructures of China’s Modernity and Their Global Constitutive Effects”, die durch das Land Nordrhein-Westfalen gefördert wird.
Zeit: Montag, 01.07.2024 18:00 Uhr
Ort: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend, Casino 1.812
Unkostenbeitrag: 10 EUR, Studierende: 3 EUR, kostenfrei für Mitglieder des China-Instituts
Anmeldung: s.laue@em.uni-frankfurt.de